Der Darm und weitere Organe der Verdauung sind das „2. Gehirn“ – so sagt man in der Medizin des Haussäugetieres und des Menschen. Gesundheit und Gleichgewicht im Darm bedeuten Gesundheit des Systems. So vertreten verschiedene MedizinerInnen und TiermedizinerInnen die Meinung, dass Abweichungen der Darmgesundheit die Ursache für viele verschiedene Erkrankungen des Pferdes in anderen Organbereichen sind. Schon seit Jahrzehnten wird diese These auch durch diverse – humanmedizinische – wissenschaftliche Studien untermauert und die Erforschung dieser Annahme wird laufend fortgeführt.
Was bedeutet Darmsanierung beim Pferd?
„Darmsanierung“ beschreibt grundlegend eine Stütze der Magen-Darm-Trakt-Gesundheit. Zur Verfügung stehen unterschiedliche Formen der Darmsanierungen. Sicherlich ist die gängigste Form eine spezielle Fütterung von bestimmten (Heil-) Kräutern und speziell zusammengesetzten (Ergänzungs-) Futtermitteln. Viele verschiedene Theorien, Ansätze, Meinungen und Erfahrungsberichte zur Darmsanierung werden zudem in der modernen Ernährungslehre vertreten.
Eine gesunde Darmflora ist nicht nur Voraussetzung einer intakten Pferde-Verdauung, sondern auch für viele weitere Bausteine der Gesundheit, wie z.B. das equine Immunsystem.
Unterschied der Darmflora des Menschen zur Darmflora der Equiden
Spricht man in der Humanmedizin von der Darmflora, so sind damit die im (Dick-)Darm lebenden Mikroorganismen gemeint, die für die physiologischen Vorgänge des gesamten Magen-Darm-Traktes mitverantwortlich sind. Die Zusammensetzung und Gesamtkeimzahl unterscheiden sich je nach Darmabschnitt. Allerdings finden sich bedeutende Unterschiede in der Zusammensetzung des sogenannten Mikrobioms (Gesamtheit aller Mikroorganismen des Darmes) zwischen Pferde und Mensch.
Bei Equiden liegt eine sogenannte Infusorien-Dickdarmflora vor, wobei im Vergleich zu anderen Säugetieren insbesondere das Vorkommen von einzelligen Mikroorganismen auffällig ist. Unter den einzelligen Mikroorganismen versammeln sich besonders Vertreter der Gruppe der Wimperntierchen, Ciliaten. Diese Tatsache entscheidet über eine gelungene und für das Pferd sinnvolle Darmsanierung, einen Darmaufbau, der auf die Gesundheitsbedürfnisse des Pferdes abgestimmt ist. Die Wimperntierchen (Ciliaten) stehen also während einer zielgerichteten Darmsanierung ganz stark im Fokus.
Was können Anzeichen sein, die auf eine Entgleisung der Darmflora hinweisen?
Die meisten PferdebesitzerInnen haben sich schon einmal mit dem Thema Darmflora befasst. Die Anzeichen für eine Entgleisung der Darmflora können sehr vielfältig sein, manchmal bleibt sie sogar gänzlich unerkannt oder wird bei Erkrankungen vielleicht gar nicht in den eigentlichen Kontext gebracht. Wenn das Pferd jedoch zum Beispiel einen aufgeblähten Bauch hat beziehungsweise unter Blähungen leidet, Kotwasser oder eine Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme erkennbar ist, sollte sicherlich auch immer die Gesundheit der pferdetypischen Dickdarmflora im Fokus stehen.
Unser Tipp aus der Praxis: Als PferdebesitzerIn sollte man stets den Kot des Pferdes beachten. Auch, wenn zunächst keine besondere Indikation besteht und beim Pferd keinerlei akute Anzeichen erkennbar sind. Veränderungen der Kotkonsistenz und Kotfärbung können als empfindliche Parameter und als Früherkennungswert zur Darmgesundheit des Pferdes verstanden werden
Mögliche Ursachen für eine Entgleisung der Darmflora – ein Auszug:
Die Ursachen für eine Entgleisung der equinen Darmflora sind sehr schwer zusammenzufassen. Oftmals handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen sowie um eine Ursache, die sich über einen längeren Zeitraum erstreckt.
Beim Menschen und beim Tier sprechen wir bereits von der Volkskrankheit „Stress“. Mittlerweile wissen ForscherInnen, Ärztinnen und Ärzte ganz genau, dass Stress mitunter die größte Ursache für eine Entgleisung der Darmflora sein kann. Auch, wenn Stress bei Pferden und allgemein bei Tieren vordergründig nicht unbedingt als Hauptursache im Fokus steht, wird Stress trotzdem – äquivalent zur Humanmedizin – an erster Stelle aufgeführt. Dies sollte man sich immer wieder bewusst machen und sich als PferdebesitzerIn laufend mit einer artgerechten – also stressfreien – Haltung auseinandersetzen.
Weitere Ursachen – ein Auszug:
- mangelhafte Fütterung
- hygienisch belastete Futtermittel: z. B. Schimmelpilze und Toxine
- Medikamentengabe: z. B. Antibiotika, Wurmkuren, etc.
- schneller Futterwechsel
- Änderung der Haltungsform
Viele Lehrbücher, Artikel und Studien zählen lange Listen der möglichen Ursachen auf. Daraus ersichtlich wird der Sinn einer Darmsanierung in besonderen Herausforderungslagen und Lebensphasen des Pferdeindividuums:
- Stressoren in der Haltung und Nutzung: Hochleistungsanforderungen im Sport, Training, Aufbauphasen und Privatnutzung
- grundsätzlich im Anschluss an jede antibiotische, antiparasitische und andere medizinische Maßnahme; auch aus therapeutischer Sicht ist hier eine Darmsanierung sinnvoll
Im Fokus der Darmsanierung des Pferdes muss die Stütze der Mikroorganismen stehen.
Nun stellt sich zwangsläufig die Frage, wie die Darmsanierung beim Pferd und für das Pferd durchgeführt werden muss. Grundvoraussetzung für einen gelungene Maßnahme ist das grundsätzliche Unterbleiben einer reinen probiotischen Fütterung und damit das Auffüllen des Pferdedarms mit Florabestandteilen (Mikroorganismen), vielmehr werden Nahrungsmittelgrundlagen dargeboten, die eine physiologische und über die Mikroflora selbst ablaufende Anreicherung erlauben. Kurz gefasst: die Basis für die „Hilfe zur Selbsthilfe“ schaffen. Gerade unser Konzept der natürlichen Pferdefütterung möchte einen reinen Überwuchs der Dickdarmschleimhäute durch Mikroorganismen verhindern, vielmehr steht im Fokus, das natürliche Zurückgewinnen und die sich anschließende ausbalancierte Erhaltung des ausgewogen zusammengesetzten Darm-eigenen Mikrobioms.
Laurel Nature‘s Darmsanierungskonzept aus der Praxis für die Praxis
Nachdem es hinsichtlich der Darmsanierung sehr viel verschiedene Ansätze gibt, haben wir uns für einen anderen, für uns einzigartigen Weg entschieden: „wir packen das Thema an der Wurzel an“.
Darmsanierungsmethoden sind, wie zuvor bereits eingänglich beschrieben, zwei Ebenen zuzuordnen:
Ebene 1: Fütterung probiotische Kulturen
Unter probiotischen Kulturen versteht man Präparate, die lebende einzellige Mikroorganismen enthalten. Bei der Pferdefütterung ist hier ganz ausschlaggebend auf das Vorhandensein von Wimperntierchen im Futtermittelsupplement zu achten. Wir bei Laurel Nature raten von dieser Art der Darmsanierung ab, da sie für uns nicht den ganzheitlichen, und damit nachhaltigen Ansatz verfolgt. Probiotische Kulturen können unter Umständen zu einem sogenannten bakteriellen und mikrobiologischen „bacterial overgrowth“ führen. Dies wird umgangssprachlich als eine Art Überwucherung beschrieben, was im Zusammenhang des Magen-Darm-Traktes des Pferdes nicht empfehlenswert ist, da ein mikrobiologisches Gleichgewicht hergestellt werden soll.
Ebene 2: Einsatz prebiotischer Supplemente
Der größte Unterschied zu Ebene 1 ist, dass hierbei keine lebenden Kulturen verfüttert werden. Dem Pferdeorganismus wird zusammen mit pflanzlichen Sekundärstoffen die Möglichkeit eröffnet, die eigenen so wichtigen Mikroorganismen bestmöglich anzufüttern und sie zu ihrer optimalen Funktion und Vermehrung zu bewegen. Damit ist die körpereigene Grundlage geschaffen, verdauungsphysiologische Vorgänge ausgeglichen und harmonisiert ablaufen zu lassen. Premium Equidigestan bietet mit den besonderen Gerb- und Bitterstoffen genau diese prebiotische Grundlage.
Ein kleiner Auszug bestimmter Pflanzen, die Laurel Nature für die Darmsanierung als wichtig erachtet: Besonders im Bereich der natürlichen Fütterung kommen Kräuter und Pflanzenbestandteile zum Einsatz, die von Haus aus bereits einen entscheidenden Baustein der Darmsanierung eines Pflanzenfressers darstellen. Gerb- und Bitterstoffe spielen hierbei unter anderem die zentrale Rolle zum Schleimhautaufbau – nicht nur im Dickdarm des Pferdes.
Bekannte Kräuter, wie zum Beispiel Kümmel oder Kamille, können die Darmflora natürlich stärken. Wir möchten zudem oftmals unbekanntere (Heil-/Gewürz-) Kräuter und Futterbestandteile vorstellen, die für eine natürliche, ganzheitliche und nachhaltige Darmsanierung besonders geeignet sind.
Gänsefingerkraut, Potentilla anserina: das Gänsefingerkraut enthält Gerbstoffe und Flavonoide und gehört aus diesem Grund zu den wohl verträglichsten Futterpflanzen für Herbivore überhaupt. So wird eine fundierte und langfristig anhaltende Darmsanierung erst möglich. Ein Nährboden für die Mikroorganismen stellt die Grundlage dar für bestes Funktionieren und Agieren der (Dick)Darm-Mikroflora des Pferdes.
Auch der Blutwurz ist eine der bekanntesten Gerbstoffdrogen. Eine hervorragende Basis für die Darmflora, besonders für die in der Balance stehende Versorgung der Wimperntierchen. Die Kunst eines nachhaltigen und ganzheitlichen Fütterungskonzeptes liegt darin, nicht nur ganz spezifische Darmsanierungen vorzunehmen, sondern unseren Pferden stetig und laufend Kräuter- und Pflanzenbestandteile anzubieten, die die Mikroflora stützen, aufbauen und regenerieren – ganz nebenbei der alltäglichen Nahrungsaufnahme.
Unser Tipp: Grundsätzlich sollte bei Auffälligkeiten des Magen-Darm-Traktes des Pferdes tiermedizinischer Rat eingeholt werden, wir unterstützen dann in der Planung individueller Fütterungskonzepte.
Autor: Christoph Hinterseher
Christoph Hinterseher ist als leitender Direktor des Studienzentrums chW, Bionaturwissenschaftler und Veterinärmediziner eine echte Koryphäe im Human- und Veterinärbereich. Für Laurel Nature arbeitet er intensiv an neuen und innovativen Produkten – und teilt sein Wissen im LaurelNature Magazin.